Ich bin erfolgreich? Das sieht nur so aus, wirklich…

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Und dann kam sie endlich: Die Beförderung. Mit deinen Kolleg*innen hast du lange über diese tolle Stelle gesprochen und ihr habt euch zusammen ausgemalt, welche Gestaltungsmöglichkeiten ihr in dieser Position haben würdet. Aber auch ein bisschen mehr Geld. Im Bewerbungsgespräch warst du dann sehr nervös und von Wort zu Wort, von Minute zu Minute, ist dir dein Herz schwerer geworden. 

/Welche Projekte würden Sie mit dem vorhandenen Etat umsetzen?

/Können Sie auf ein bestehendes Netzwerk zurückgreifen?

/Und warum sollen wir Ihnen diese Aufgabe übergeben?

Du hast geredet und geredet, aber du wurdest auch immer mutloser. Martin bekommt sicher den Job, der hat mal ein ähnliches Projekt direkt bei der Konkurrenz geleitet. Oder Elisabeth, die ist so schlagfertig. Aber hoffentlich nicht Timo. Der redet viel, aber es kommt nichts bei rum. Und trotzdem bekommt er immer die Anerkennung von den Vorgesetzten. Und Christina spricht drei Sprachen, während du selbst nur auf dein Business-Englisch zurückgreifen kannst.

Und am Ende der Woche kam die CEO freudestrahlend auf dich zu und verkündet dir in einem Vier-Augen-Gespräch, dass du die Stelle erhältst. „Sie haben uns mit Ihren frischen Ideen, Ihrem Sinn für Teamwork und Ihrem Auftreten überzeugt, herzlichen Glückwünsch“, klopfte sie dir auf die Schulter und zog weiter.

Und nun stehst du hier und hast das Gefühl, im Erdboden versinken zu müssen.

Denn du KANNST das ja alles gar nicht. Du bist nicht Elisabeth, Martin oder Christina. Das werden sie spätestens dann merken, wenn du das erste Projekt in den Sand gesetzt hast.

Tief stapeln – high performen

Du fühlst dich wie ein*e Hochstapler*in, weil du anscheinend beim Bewerbungsgespräch alle deine schauspielerischen Fähigkeiten aufgebracht hast, um ihnen jemand zu zeigen, der du gar nicht bist. Und dennoch hast du nun den Job, den du dir so sehr gewünscht hast. Ob du ihn nun mit Freude und Sinn ausfüllen kannst, liegt an dir. 

Es geht nämlich vielen anderen Menschen so wie dir. Etwa 70 Prozent aller Menschen haben mindestens ein Mal in ihrem Leben dieses Grummeln im Bauch und das Gefühl, ein*e Hochstapler*in zu sein. Und so heißt auch das Syndrom: Hochstapler- oder Impostor-Syndrom. Im beruflichen Kontext zeigt es sich darin, dass Personen erfolgreich sind, aber es nicht genießen können. Sie glauben nicht, dass ihre Fähigkeiten und ihr Können die Ursache für ihren Erfolg sind.

Sondern die Umstände.

Glück.

Und so haben sie immer und jederzeit Angst, dass sie mit ihrem „Mangel“ auffliegen könnten. Selbst- und Fremdbild klaffen bei Betroffenen weit auseinander, was zu einer kognitiven Dissonanz führt: Jedes Lob hat einen ironischen Anklang. Hinter jeden Gesprächstermin mit dem Vorgesetzten droht anscheinend das Gespräch zur Kündigung.

Am liebsten würdest du laut schreien: Ich bin ein*e Loser*in, warum seht ihr das nicht?

Wer sich über einen längeren Zeitraum diesen Gefühlen aussetzt, riskiert ernsthafte psychische Schäden davonzutragen. 

Bringe Selbstbild und Fremdbild (wieder) in Einklang

Was kannst du tun, um dein Bild von dir selber und das Fremdbild, wie andere auf dich blicken, wieder in Balance zu bringen? Zunächst einmal solltest du anerkennen, dass es überhaupt eine Dissonanz gibt. In nächster Zeit kannst du bewusst darauf achten, wie du über dich und deine Leistungen denkst und sprichst. Gehe mit Kolleg*innen und Freunden ins Gespräch und hole dir ein Feedback ein. Und es ist empfehlenswert, der Ursache für diese verzerrte Wahrnehmung auf den Grund zu gehen. Oftmals liegen sie tief in unserem Unbewussten vergraben, bestimmen aber unsere Lebenswege enorm mit. 

Wenn du einen Safe Space benötigst, in dem du dir neu und unvoreingenommen begegnen kannst, dann komme in unseren Workshop „Ich sehe was, was du nicht siehst“. Hier gehen wir die ersten Schritte, um Selbst- und Fremdbild wieder in Einklang zu bringen. 

… und was ist eigentlich mit Timo?

Der leidet vielleicht an dem Dunning-Kruger-Effekt leidet. Dieser beschreibt die Eigenschaft von Menschen, die unterdurchschnittlich gut sind, dafür aber ein enormes Selbstbewusstsein haben. Die beiden US-Psychologen David Dunning und Justin Kruger haben dieses Phänomen bei Studierenden beobachtet, die ihre Leistungen und sich selbst als signifikant besser einschätzten, als sie letztendlich in einer Testsituation waren. Auch Personen mit einem Hang zum verkannten Expertentum sind herzlich dazu eingeladen, Teil des Workshops zu werden und sich selbst und seine Fähigkeiten neu kennen zu lernen. 😌

Jetzt für den Workshop „Ich sehe was, was du nicht siehst“ am 23. September anmelden.